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Marienborn, Kloster |
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Geschichte | Kloster Marienborn wurde 1295 auf dem von Hermann Goldacker angekauften Gut als Beginenhaus gegründet [1]. Es steht damit in der Gründungswelle von frommen Frauengemeinschaften des 12. und 13. Jhs., die zunächst der Prämonstratenserregel, später der Franziskusregel folgten oder - wie im Fall Marienborns - sich als freie Beginen zunächst eigenen Regeln gegeben hatten [2]. Die Geschichte des Beginenhauses in Lütgendortmund ist mit der ortsansässigen Familie Puttmann verbunden: Die Ehefrau des Johann von Blankenstein (genannt Puttmann), Stine, hatte ihren Mann [3] und zwei ihrer Kinder (Wennemar und Katharina) früh verloren und musste rund 25 Jahre allein für die drei verbliebenen Töchter sorgen. Die nun älteste Tochter, Hille, konnte mit Bernd van der Leyen und die nächstjüngere, Else, mit Johann van Dorsten verheiratet werden. Stine selbst, wie auch die jüngste Tochter Gertrud und eine ehemalige Pächterin namens Karde Darboven sind bereits 1467 als Vorsteherinnen eines Beginenhauses in Lütgendortmund belegt [4]. Sowohl das Familienarchiv der Puttmanns als auch die Urkunden der Darbovens sind bei dieser Gelegenheit in den Besitz des Konvents gekommen. Nachdem der Bruder von Stines Mann, Gert Puttmann, zunächst anscheinend mit der Entwicklung einverstanden war und als Zeuge bei einem Rechtsgeschäft des Klosters auftrat (Kloster Marienborn, Urkunde 14), ergaben sich im Laufe der frühen 1480er Jahre Streitigkeiten um das Familiengut. Sicher spielte dabei der 1486 belegte Hermann Puttmann, der erbberechtigte Sohn Gerts, eine wichtige Rolle. In zwei Vergleichen von 1484 und 1486 einigte man sich darauf, dass noch zu Stines Lebzeiten an Hermann eine Rente gezahlt werden sollte. Nach Stines Tod sollte das Gut aber vollständig an den Konvent fallen. Da Stine schon 1491 nicht mehr als Vorsteherin zu belegen ist (Kloster Marienborn, Urkunde 23), konnte Hermann nicht lange von diesen Einkünften profitieren. Auch die Mitglieder der nächsten Generation der Puttmanns blieben dem Konvent verbunden und traten sowohl selbst als Rechtshandelnde (z. B. Kloster Marienborn, Urkunde 26), als auch als Zeugen bei Rechtsgeschäften des Konvents auf (z. B. Kloster Marienborn, Urkunde 28). Auch die angeheirateten Familien van den Kaldenhoven, van der Leyen und van Dorsten urkundeten für den Konvent (Kloster Marienborn, Urkunde 29/Urkunde 30). Vermutlich arrangierte Friedrich van den Kaldenhoven die Belehnung mit der Willekenshufe, die seit dem 17. Jh. auch als Püttmannsgut bezeichnet wird, und mit dem Gut Mersche in Marten, was eine rechtliche Anbindung an die Reichsabtei Werden bedeutete. Als Lehnsnehmer gegenüber den Äbten von Werden traten von nun an die jeweiligen Konventsgeistlichen im Namen des Konvents auf [5]. Zu Beginn des 16. Jhs. erhielt der Konvent (Kloster Marienborn, Urkunde 44) das ursprünglich den Kaldenhoves gehörende Obergut zu Oespel (Kloster Marienborn, Urkunde 19), das lehnsrechtlich mit dem Hof Marten verbunden war. Aus dieser Verbindung entstanden zahlreiche Behändigungsbriefe, die die Erbschulten des Martener Hofes (die Familie von Bodelschwingh) den Vorsteherinnen bzw. einer Schwester in Stellvertretung aushändigten [6]. Eine weitere Familie, die Paschendals, traten um 1500 als Gönner des Klosters Marienborn in Erscheinung. Heinrich Hugenpoet, der seit 1492 als Konventsgeistlicher belegt ist (Kloster Marienborn, Urkunden 24, 34, 35, 37, 38, 39, 45, 52), hatte wohl bei der Familie seiner Schwester Klara, die mit Wennemar Paschendal verheiratet war, für die Anliegen der ihm anvertrauten geistlichen Einrichtung geworben. Hinzu kam, dass die ausschließlich weiblichen Nachkommen der Familie als Schwestern in den Konvent eintraten und Klara und ihre Tochter Margarete 1519 (Kloster Marienborn, Urkunde 47) den Zehnten zu Westrich - wohl zusammen mit allen Vorurkunden - an den Konvent übertrugen. Diese seit 1489 je zur Hälfte von Rutger Ovelacker und Wennemar Paschendal erkauften Zehnteinnahmen (vgl. Kloster Marienborn, Urkunden 20/21) verbanden von nun an das Kloster Marienborn mit dem Dechant und dem Stiftskapitel von St. Andreas in Köln, denen ein jährlicher Anteil von drei beziehungsweise später vier Goldgulden zustand [7]. Bereits Ende des 14. Jhs. wurde der Konvent dem Schutz des Grafen Adolf IV. von der Mark (1398-1444) unterstellt (Kloster Marienborn, Urkunde 31) und die Schutzherrschaft von seinen Nachfolgern fortgeführt [8]. Unter seinem Enkel Herzog Johann I. von Kleve nehmen die Konventsfrauen die Dritte Franziskanerregel an [9]. Wie viele andere Beginengemeinschaften hatten sich wohl auch die Schwestern von Marienborn als Terzianerinnen den Bettelorden angenähert, um so dem dauernden Häresieverdacht, dem die Beginen ausgesetzt waren, zu entgehen [10]. Gleichzeitig kann man in dieser Entwicklung eine Regulierung des Ordenslebens sehen. Seit etwa 1400 ging mit den Observanzbewegungen ausgehend von Subiaco eine Welle von Reformen quer durch alle Ordensgemeinschaften im deutschsprachigen Raum. Die Bewegung der Devotio Moderna, in deren Folge zahlreiche Augustinerchorherrenstifte und Benediktinerklöster sich den Kongregationen von Windesheim bzw. Bursfelde anschlossen, sind hierfür nur ein Beispiel. In der Regel stärkten diese Reformen das Vertrauen der Landesherren und der anhängenden Familien in die Klöster und führten so zu verstärkten Stiftungen. Im Fall von Marienborn lässt sich jedoch, trotz reger Aktivitäten dieser religiösen Bewegungen auch in Westfalen [11], kein großer Reformeifer feststellen. Abgesehen von der zeitlichen Nähe der Bezeichnung Marienborns als Franziskanerterziarinnenhaus zu den Reformbewegungen läßt sich kein Kontakt zu einer spätmittelalterlichen Reformbewegung nachweisen. Nach der Reformation übernahm das Kloster im überwiegend evangelischen Lütgendortmund eine Zentralfunktion für die verbliebenen Katholiken. Die Erhebung zur Pfarrkirche lehnten die Nonnen zwar ab, doch sowohl die seelsorgerische Arbeit wie der Schulunterricht wurde vom Konventsgeistlichen versehen [12]. Das Kloster überlebte auf diese Weise die ersten Jahre der Säkularisation, und erst Ende Juni 1809 wurde seine Auflösung beschlossen [13]. Bis zu diesem Zeitpunkt belegen die erhaltenen Urkunden die gut-nachbarschaftlichen Beziehungen des Klosters Marienborn zur Stadt und zum Gericht in Bochum [14] sowie zu anderen geistlichen Institutionen der Region, wie dem Damenstift in Essen [15]. In dem 1738 fertig gestellten Neubau des Klosters befinden sich heute ein Bezirksjugendheim, ein Kinderhort und die Stadtbücherei. Die Kirche ist hingegen Ende des 19. Jhs. abgebrochen worden. Anmerkungen. [1] Zumbusch, Geschichte des Katharinenklosters zu Dortmund, S. 32 (ohne Quellenbelege). [2] Dißelbeck-Tewes, Mittelalterliche Frauenklöster, S. 153; generell zur Beginenbewegung besonders im Rhein-Ruhr-Raum vgl. Schultheis; Fromme Frauen. [3] Kloster Marienborn, Urkunde 10/Urkunde 11; Johann muss 1467 verstorben sein, da Stine und ihre Tochter bereits Vorsteher des Beginenhauses sind (vgl. Kloster Marienborn, Urkunde 13). [4] Kloster Marienborn, Urkunde 13. [5] Kloster Marienborn, Urkunden 54, 58, 60, 61, 73, 74, 75, 562, 76, 83, 90, 91, 92, 97, 99, 100, 14, 105, 106, 107. [6] Kloster Marienborn, Urkunden 57, 62, 64, 65, 66, 71, 77, 103. [7] Kloster Marienborn, Urkunden 20, 21, 37, 39, 47, 50, 53, 67. [8] Kloster Marienborn, Urkunden 31, 40, 41; sowie die brandenburgischen Kurfürsten bzw. ihre Erbkämmerer für Kleve (Kloster Marienborn Urkunden 66, 68). [9] Kloster Marienborn, Urkunden 41. [10] Vgl. dazu Schultheis; Fromme Frauen, S. 158. [11] So wies etwa Wilhelm Kohl für die Zeit von 1504-1541 eine Verbindung Adolfs von Bodelschwingh zum Fraterhaus zum Springborn in Münster und zum Schwesternhaus Agnetenberg in Dülmen nach. W. Kohl, Der Anteil der münsterischen Domherren an der Devotio Moderna. In: Serta Devota. In memoriam Guillelmi Lourdaux. Pars Prior: Devotio Windeshemensis. Leuven 1992, S. 155-167, hier S. 166. Zum i. d. R. eng an die Reformtätigkeiten gekoppelten Bildungssystem der Orden vgl.: K. Elm, Mendikantenstudium, Laienbildung und Klerikerschulung im spätmittelalterlichen Westfalen. In: B. Möller / H. Patze / K. Stackmann (Hg.): Studien zum städtischen Bildungswesen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (=Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Phil.-hist. Kl. III, 137). Göttingen 1983, S. 586-617. [12] Reimann, Artikel Lütgendortmund, S. 556. [13] Preußische Belehnung 1805 (Kloster Marienborn, Urkunde 107); Zumbusch: Geschichte des Katharinenklosters, S. 33. Brink-Kloke/Vogel: Das Kloster Marienborn, S. 111. [14] Kloster Marienborn, Urkunden 20, 25, 28, 32, 34, 35, 38, 39, 42, 44, 45, 70, 72. [15] Kloster Marienborn, Urkunde 12. |
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Benutzungsort |
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen |
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Eigentümer/in | Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bestand |
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Weitere Ressourcen |
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Literatur |
Brink-Kloke, Henriette/ Vogel, Heike Das Kloster Marienborn in Dortmund-Lütgendortmund. Historische Quellen und archäologische Ausgrabung. In: Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe, Bd. 8/B, Mainz 1993, S. 81-112. Delbrügge, Heinrich Christoph Chronik des Closters Marienborn, 1191-1706. Bearb. Ruprecht Ziemssen. Schriftenreihe des "Roland zu Dortmund" e. V., Bd. 34. Dösseler, Emil Geistliche Sachen aus den Registern der Grafschaft Mark II. In: Jahrbuch des Vereins für Westfälische Kirchengeschichte 45/46, 1952/1953, S. 17. Bergerhoff, Friedrich Geschichte des Kirchspiels Lütgendortmund. Dortmund 1935. Brink-Kloke, Henriette Die Klosterkapelle Marienborn gibt viele ihrer Geheimnisse preis. In: Heimat Dortmund 1990, 4, S. 4-7. Dißelbeck-Tewes, Elke Mittelalterliche Frauenklöster zwischen Lippe und Ruhr. In: Ferdinand Seibt [u. a.] (Hg.), Vergessene Zeiten. Mittelalter im Ruhrgebiet, Bd. 2, Essen 1990, S. 153-156. Doelle, Ferdinand Stand der Sächsischen Franziskanerprovinz vom heiligen Kreuze. In: Beiträge zur Geschichte der Sächsischen Franziskanerprovinz vom heiligen Kreuze 4/5, 1911/1912, S. 177-205, hier S. 203. Elm, Kaspar Mendikantenstudium, Laienbildung und Klerikerschulung im spätmittelalterlichen Westfalen. In: B. Möller/H. Patze/K. Stackmann (Hg.), Studien zum städtischen Bildungswesen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (=Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Phil.-hist. Kl. III, 137), Göttingen 1983, S. 586-617. Gläsker, Friedrich Lütgendortmund. Ein Beitrag zur Heimatkunde des Groß-Dortmunder Raumes (Msc. von 1956 im StadtA Dortmund, Bestand 204/01-77). Honselmann, Wilhelm Paderborner Nekrologien und Personenverzeichnisse. In: Paul-Werner Scheele (Hg.), Paderbornensis ecclesia. Beiträge zur Geschichte des Erzbistums Paderborn. Festschrift für Lorenz Kardinal Jaeger. München / Paderborn / Wien 1972, S. 135-149, hier S. 145-147. [Klotzbach, Kurt] Blickpunkte. Lütgendortmund gestern und heute. Dortmund 1985. Kohl, Wilhelm Der Anteil der münsterischen Domherren an der Devotio Moderna. In: Serta Devota. In memoriam Guillelmi Lourdaux. Pars Prior Devotio Windeshemensis, Leuven 1992, S. 155-167. Ludorff, A[lbert] (Bearb.) Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Dortmund-Land. Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Münster 1894. Luntowski, Gustav / Reimann, Norbert (Hg.) Dortmund. 1100 Jahre Stadtgeschichte. Festschrift. Dortmund 1982. Reimann, Norbert Kleine Geschichte des Amtes Lütgendortmund sowie der Ämter Dorstfeld und Marten. Dortmund 1993. Reimann, Norbert Lütgendortmund - Terziarinnen, gen. Marienborn. In: Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung, hg. von Karl Hengst, Teil 2 (=Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Reihe 44: Quellen und Forschungen zur Kirchen- und Religionsgeschichte, Band 2), Münster 1994, S. 555-558. Schultheis, Norbert Fromme Frauen, die Beginen genannt werden. In: Ferdinand Seibt [u. a.] (Hg.), Vergessene Zeiten. Mittelalter im Ruhrgebiet, Bd. 2, Essen 1990, S. 157-162. Steinen, Johann Dietrich Westphälische Geschichte, Bd. 3. Lemgo 1757, S. 322. Wiethoff Materialien zur Geschichte Lütgendortmunds (Msk. o. J., Teil 1-3 mit Karten im Stadtarchiv Dortmund, Best. 204/02-88/1-3). Zumbusch, Ferdinand Geschichte des Katharinenklosters zu Dortmund und des Dorfes Kirchlinde bei Dortmund. In: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 11, 1902, S. 17-42, hier S. 32-34. |
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Systematik |
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Datum Aufnahme | 2010-06-23 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Datum Änderung | 2011-11-04 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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